PROGRAMM 2009


Roland Bauer, Kurt Baumfeld, Marc Bertram, Paul Kunofski, Marion Lidolt, Alke Lübs
Wasser + Eisen
22. März – 19. April 2009


• Arbeit ist Mühsal und Not. Sie ist ein Fluch. ( … ) Der zornige Gott sagt dem Mann: Es „soll der Acker verflucht sein. Dornen und Disteln werden darauf wach­ sen. Dein Leben lang wirst du hart ar­ beiten müssen, damit du dich von seinem Ertrag ernähren kannst.


• Viel Mühe und Schweiß wird es dich kosten.“ Das ist uns bis heute als Strafe vorgesehen, dass wir nicht nur arbeiten müssen, um unser Leben zu erhalten, es wird uns die Arbeit auch noch schwer gemacht.


• Und so freut sich ein jeder – tagein, tagaus – auf den Feierabend, aufs Wochenende, auf den Urlaub, die Ferien. Ja, es hofft ein jeder, dass der Arbeitstag enden möge, dass die Arbeit selbst enden möge, und es lebt im­ mer fort die Sehnsucht, nach der Rückkehr ins Paradies, jenen Zustand, in dem jeder­ mann frei wäre von Arbeit.


• Dass Arbeit frei mache, behaupteten zynisch
die deutschen Faschisten; zugleich
führten sie exemplarisch das Gegenteil ihrer
Behauptung vor. Der Arbeitszwang,
das Ethos der Arbeit in Deutschland kann
seine faschistischen Facetten nur schwer
verleugnen. Die Verunglimpfung der freien
Zeit, des Gammelns, des Nutzen-losen ist
ein Moment der ökonomischen Knechtschaft,
in der die Menschen allesamt sich
befinden.


• Die Verweigerung der freien Zeit
als nutzen-loser Zeit, ist in der Psychologie der Menschen fest verankert. Diese scheinen gänzlich außerstande, sich von einer Nutzen-Funktion zu
lösen. Sie können gar nicht mehr nichtarbeiten,
das heißt »nutz-los« sein. Sie erdenken sich Tätigkeiten, die ihnen wenigstens die Illusion von Arbeit und Nützlichkeit vermitteln.


• »Hobbys« sind gleichsam wie illusionäre Zwangsarbeiten zu veranschlagen; sie bewirken
zwangsweise Nutzen und schützen vor
der Angst von Funktionslosigkeit in der
arbeitsfreien Zeit. Insofern verlängert sich
die Arbeit in die Freizeit hinein. Das heißt
aber auch, dass das Elend, der Fluch der
Arbeit, Einlass fand in das Paradies und
es letztlich aufhob. (Norbert Hilbig)



Elke Fech
Total real
03. Mai – 31. Mai 2009


• Brötchen und Milchkleckse, ein
Mädchen, das einen Puppenwagen
schiebt und Stadtansichten mit Titeln wie
»Kaiserstraße«, »Teichstraße«, etc. …, auf
drei Themenzyklen konzentriert sich die
Ausstellung: Esstischszenen, Kindermotive
und Hildesheimer Stadtansichten. Die
Gemälde wirken wie Schnappschüsse,
denn ihnen liegen Fotos zugrunde, mit denen
Elke Fechs künstlerischer Prozess beginnt. Sie wählt ungewöhnliche
Perspektiven, zeigt Personen nur partiell
oder in Randpositionen, oder die Dinge
verschwimmen zu unscharfen Farbflecken
im Hintergrund. Die Bilder leben
von Kontrasten zwischen Ruhe und
Bewegung, fotorealistischer Schärfe und
abstrahierter Flächengestaltung, vor
allem aber von Farben, die sich gegenseitig
zu höchster Leuchtkraft steigern.
Sie entsprechen nicht immer den tatsächlichen
Gegenstandsfarben, transportieren
so Stimmungen und Gefühle,
die den Bildern trotz ihrer Privatheit
doch Allgemeingültigkeit verleihen.
Elke Fech, geb. 1968 in Wiesbaden.
Studium an der Universität Hildesheim
und an der Hochschule für Bildende
Künste in Hamburg. Lebt und arbeitet in
Hildesheim.



Sabine Schmitt
Hommage an Weiß
03. Mai – 31. Mai 2009


• Sabine Schmitt über ihre Arbeit:
»Die Farbpalette ist sparsam,
die Formgebung reduziert.
Wabi, sabi. Innerer Reichtum, äußere Armut,
Sammlung, Verdichtung, Konzentration
aufs Wesentliche, Einflüsse asiatischer Kulturen.
Die Farbe weiß: weiß eine geistige Farbe,
nahe dem Licht – und lebendiges Schweigen.«
Sabine Schmitt, geb. 1957 in Boston,
lebt und arbeitet in Göttingen



Klaus Staeck
Sand fürs Getriebe
07. Juni – 05. Juli 2009


• Klaus Staeck hat Anfang der 70er Jahre dem traditionellen Kunstbetrieb den Rücken gekehrt und den Raum der konventionellen Kunsterwartung verlassen.
Mit Plakaten wie dem Porträt von Dürers Mutter mit dem Zusatz »Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?« und »Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen« erreichte er schon früh ein Massenpublikum.
Seine Kunst mischt sich ein. Sie will Denkgewohnheiten verändern und aufklären.
Staeck ist ein Störer von Sehgewohnheiten.
Der Montagetechnik in der Tradition John
Heartfields verpflichtet, verteidigt er mit
seinen Arbeiten die unverschuldet
Schwachen gegen den Übermut der
Starken mit den Mitteln der Satire.


1938 geboren, lebt Staeck heute als
Grafiker, Verleger und Rechtsanwalt in
Heidelberg und Berlin, wo er 2006 zum
Präsidenten der Akademie der Künste gewählt
wurde. Seine Arbeiten wurden inzwischen
in mehr als 3000 Ausstellungen im
In- und Ausland gezeigt. Sein Motto lautet:
»Nichts ist erledigt«.



Kirsten Klöckner
Mit und ohne Titel
07. Juni – 05. Juli 2009


• Kirsten Klöckner, 1962 in Braunschweig geboren, ist bekannt durch ihre geistreichen, in großer Auflage verbreiteten
Multiples wie den Rezessionskeks, den
Komplimentspiegel oder den Glashammer.
Bisher nicht so häufig gezeigt wurden ihre
zum Teil sehr großformatigen Aquarelle.
»Was Kirsten Klöckner macht ist nichts
anderes als das stete Umkreisen der
Verbindungen zwischen der Kunst und
dem Leben, dem Schein und der
Funktion. (…) Die wunderbar reichen
und spielerisch scheinenden Aquarelle,
die in regelmäßiger Folge entstehen, werden
nur durch das Datum ihrer
Entstehung bezeichnet. Früher einmal, für
eine kurze Zeit hießen sie irgendwie, aber
das bekam ihnen nicht gut. Wir
Betrachter wurden dadurch aufgefordert,
etwas zu denken, was wir gar nicht denken
wollten, oder schlimmer noch, was
auch die Autorin nicht denken wollte.
Jetzt, wo die Blätter uns ihren Geburtstag
mitteilen, sind sie noch am selben Tag
freigesetzt von jeglicher vorherbestimmter
Bedeutung. (…) Wenn man sich
als Künstler zu einem solchen Verfahren
entschließt, muss man seiner Sache sicher
sein.« (Matthias Flügge)



Klaus Dierßen
DEPOT
06. September – 04. Oktober 2009


• DEPOT ist eine Ausstellung wie ein
Schaulager, dessen gespeicherter und
hinterlegter Bodensatz aktuell und
retrospektiv einen künstlerischen
Beitrag zum gemeinsamen kulturellen
Gedächtnis des Betrachters und
Bildproduzenten liefert. Mit dem
Realismus des Fotografischen verbundene Printformate stellen multipel und
zeitläufig zu erinnernde Lagerbestände
wie magische Orte, Urbanität und
Produktionsstätten, Zivilisation und
Natur aber auch Morbidität und
Ruinöses zur Schau.

Klaus Dierßen, geb. 1949 in Hildesheim.
1970 – 73 Studium an der Pädagogischen
Hochschule Hildesheim (Bildende Kunst
bei Prof. Franz Kumher), 1973 – 76
Kunstpädagoge an einer Gesamtschule
(Staatsexamen),1976 – 81 Studium
Kunstpädagogik und Freie Kunst mit den
Schwerpunkten Grafik, Druckgrafik und
Fotografie an der Hochschule für
Bildende Künste in Braunschweig
(Meisterschüler bei Prof. Malte Sartorius).
Professor für Bildende Kunst und
Fotografie an der Universität Hildesheim



Tomasz Paczewski
Dyfuzja / Diffusion
06. September – 04. Oktober 2009


• Die Arbeiten von Tomasz Paczewski verbindet ein Phänomen – das Wiederholungsphänomen.
Die Wiederholung der Form, des Rhythmus, der Komposition
und die menschliche Verstrickung
in dieses Phänomen. Seine Motive kreisen um die Anonymität der Masse und
die des Individuums. In den »Massen«-
Szenen tritt das Individuum zurück und
wird zum Bestandteil eines Ganzen, das
sich jedoch bei näherer Betrachtung wieder
in einzelne Bildelemente zerlegt. Die
Handlung dieser Bilder und Grafiken
steht im Hintergrund, ohne narrative
Hierarchie. Die Relation zwischen dem
Einzelnen und dem Ganzen wurde durch
Einführung einer Art von »Rastermuster«
akzentuiert.

Tomasz Paczewski, geb. 1961 in Warschau,
Polen. 1983 – 88 Studium an der
Akademie der Schönen Künste,
Warschau. 1988 Abschluss mit Diplom.
1990 – 1997 Studium der Bildenden
Kunst an der Fachhochschule Hannover.
1998 Meisterschüler bei Prof. P. Redeker.
2007 – 09 Lehrauftrag an der Universität
Hildesheim.



Karl Schaper
Rüben und Wörter
11. Oktober – 08. November 2009


• In derben und feinen Farben zeichnet
Schaper seine Umwelt, donnernd und leise,
nachdenklich und bitter, mit Gott und
der Welt hadernd, zitierend und spottend.
In frühen Jahren dominieren Frische und
Lebenslust, später bissige Kommentare zur
Politik, auch Melancholie. Schriftzeichen
und Textpassagen verbinden Bilderzählungen
mit Welt- und Lebensgeschichte.
Zu flächigen Großformaten sind Plastiken
und Objekte gefügt: Alltägliches aus Holz
– wie Handtücher, Briefe und geschnitzte
Tüten –, dazu Reliefszenen aus der
Gesellschaft. Die Ausstellung bietet Frühes
und Spätes, Bekanntes und Unbekanntes.
Karl Schaper (1920–2008) wuchs in der Hildesheimer Lößbörde auf und studierte bildende Kunst in Düsseldorf bei Mataré,
in Paris bei Léger und in Kassel bei Arnold
Bode. Er lebte in und bei Wolfenbüttel.



Karl Schaper
last-minute
11. Oktober – 08. November 2009


• In jedem Höhenflug ist bei Jan Berg der Absturz mitgedacht. In jeder
Begegnung ihr Zusammenbruch, in jedem
Körper sein Verfall, in allem
Gelungenen die Verwerfungen und
Zersplitterungen, in allem, was wir
Identität nennen, ihre Beschädigungen.<br><br>
Und wir erspüren seine Gegnerschaft
zum Design, seinen Widerstand gegen
Politur und Glätte und die Idee von
Schönheit. Alles ist brüchig von
Anbeginn her, nichts ist intakt, nichts
unversehrt. Er karikiert die Freudschen
Kategorien: Wo ICH war, soll ES werden.
Wo ÜBER-ICH war soll der Pfeffer wachsen.
Jan Bergs Frauen- und Männerkörper
sind Übergangsphänomene; keiner
ist, was er ist. (Norbert Hilbig)

Jan Berg, geboren 1944 in Danzig.
1988 – 2007 Professor für Film- und
Medienwissenschaft an der Universität
Hildesheim. Forschungsschwerpunkt
»Mediale Authentifizierung«.
Seit 2009 Atelier Wassermühle Rössing



BBK Jahresausstellung

15. November – 12. Dezember 2009


• Der Bund Bildender Künstlerinnen
und Künstler Hildesheim, als Teil des
bundesweiten Berufsverbandes, konzipiert
und präsentiert regelmäßig attraktive
und interessante Jahresausstellungen.
Dabei ist nicht nur der hohe
Qualitätsstandard der gezeigten Werke
bemerkenswert, sondern auch die
Bandbreite individueller künstlerischer
Positionen. Die Vernissage und besonders
die Beendigung der Ausstellung,
die »Finissage«, sind inzwischen ein
gesellschaftliches Ereignis und fester
Bestandteil des regionalen kulturellen
Lebens.
Finissage der BBK-Jahresausstellung, am 12. Dezember 2009.